Rita A. Suermondt

'tis the last Rose of Summer

left dying alone.

Meine schöne Rose,

Noch immer ist es nicht zu glauben, dass die Welt sich weiter dreht, wenn Du nicht mehr unter uns bist.

Du blühtest und strahltest!- bis zuletzt. So konnte ich auch nicht glauben, dass Du nicht wiederkommen würdest, Du warst so voller Leben .

Ich plante voller Enthusiasmus Deine Wiedererweckung aus dem Koma, die 3 Chormitglieder hier, die 4 Chormitglieder da...

Ich habe so daran geglaubt. Geglaubt, weil ich mich leidenschaftlich wehrte gegen Dein Sterben... NEIN! DU DARFST NICHT STERBEN!!!- so schreit es immer noch in mir.

Immer noch will ich Dich aufhalten.

Und der Tod ist unaufhaltsam.

O GOTT WARUM. Feststellung. Keine Frage. 

Liebe Rita.

Dieser Brief fällt mir unendlich schwer, denn er bedeutet den Beginn dieses furchtbaren Monats.

Die ersten warmen Tage! Sonne! Blüten!- und die sonnige Rita blüht nicht mehr.

Die nette Stunde im gr*- Café nach der Maifeier...vorbei! Da sah ich Dich das letzte Mal, denn am 08. musste ich entweder arbeiten oder war krank.

Eingedenk dieses Momentes war ich- trotz schwitzender Mattigkeit!- nach dem 1. Mai im gr*café. Dort bin ich oft, aber an dem Tag hatte es eine besondere Bedeutung. Es begann zu regnen, nicht so schauerartig wie vorhergesagt, sondern nur tropfenweise. Nicht viele aber relativ schwere Tropfen. Einzelne dicke Tränen, die qualvoll vom Himmel fielen, wissend dass der schmerzende Ausbruch später erfolgen würde.

Mich ergreift das Grauen!- und doch weiß ich, dass ich durch muss. Und Du, liebe Rita, wirst mich strengen Auges beobachten und mir sagen: Disziplin! Jeder Augenblick, in dem Du nicht singst, ist zweitrangig. Streng Dich gefälligst an! Und Du weißt: ich höre ALLES.

Für immer Deine Corinna 

Liebe Rita,

nun steht am 11.03. der erste 'offizielle Chorauftritt' seit Deinem Tod an.

Ein internationaler Frauentag ohne Dich!- undenkbar eigentlich!- aber: mach Dir keine Gedanken, ich werde es meistern und so gut singen wie ich kann, besonders La Lega!

Das wird schwer und von innerer Trauer erfüllt.

Und dann kommt der 01. Mai.

Bezeichnenderweise war das der letzte Tag, an dem ich Dich überhaupt sah, Du lachtest über Deinem Frappé, Dein blondes Haar leuchtete.

Nie hätte ich vermutet, dass dieser Tag der letzte war, an dem ich Dich sehen würde.

Deine Corinna 

Liebe Rita.

Ich kann es nicht oft genug wiederholen: ich habe meine Mentorin, meine Leitwölfin verloren.

In der Nacht, nachdem Du starbest, träumte mir, ich sähe Dich wieder. Es war draußen, in irgendeinem Garten, Frühsommer... es war warm, nicht heiß, ich ging ins Haus (welches?) und kam wieder raus, wollte Frühstück abräumen, nochmal Kaffee kochen, und Du sprachst mit den anderen über Deinen Aufenthalt im Krankenhaus,  und dass das dann doch alles gar nicht so leicht gewesen sei... Du standest in aller Leibhaftigkeit da und sprachst, Deine Haare glänzten in der Sonne.

Ich hatte viel zu tun irgendwie, und doch war ich einfach nur von Herzen froh!- Du warst gar nicht tot, ich hatte mich einfach getäuscht.

Und dann musste ich aufwachen.

Wie irreal, wie völlig unbegreiflich, dieses Aufwachen, wo doch all Deine Lebendigkeit, Dein sprühendes Leben, so real waren wie wenig Anderes.

So lasse ich Dich gehen, lachende Sängerin, weil ich muss, und ich nehme Deine Aussage in meinem Traum, dass das alles nicht so leicht gewesen wäre, als Botschaft, dass es dann jetzt wenigstens besser ist.

In tiefer Dankbarkeit, Deine Corinna