Annelore Panke

Annelore Panke

geb. Schwerdorf
* 27.01.1932
† 23.06.2015 in Moers-Hülsdonk
Erstellt von
Angelegt am 27.06.2015
4.658 Besuche

WERDEN SIE INHABER DIESER GEDENKSEITE UND VERWALTEN SIE DIESE.

Kondolenzen (3)

Sie können das Kondolenzbuch nutzen, um den Angehörigen Ihr Beileid zu bekunden, Ihrer eigenen Trauer Ausdruck zu verleihen oder um dem Verstorbenen einige letzte Worte des Abschieds mitzugeben.

Kondolenz

Lachen

05.01.2016 um 13:44 Uhr von Elke Panke

Meine liebe Mutti,


dein Tod ist jetzt 1/2 Jahr her - ich denke oft daran, wie wir beide miteinander gelacht haben; dein Humor hat mich viele Lachkrämpfe gekostet, und ich frage mich, ob du 'die da oben' ebenfalls so unerbittlich zum Lachen bringst?

Doch! Das tust du bestimmt, denn dein Humor und dein Sinn für Situationskomik waren und  sind eine Gabe Gottes. Ganz bestimmt sogar!

In den Jahren unseres Zusammenlebens verging kein Tag, an dem ich nicht lachen musste. Die Zeit mir dir, auch wenn sie bisweilen aufgrund deiner Krankheit sehr schlimm war, möchte ich nicht missen!

Weißt du was? Ich kann schon wieder lachen. Ein gutes Gefühl! Und ich bin sicher, dass auch du 'da oben' Grund zum Lachen hast.

Ich habe dich lieb!

Elke

Kondolenz

Das kleine rote Flugzeug

14.12.2015 um 10:51 Uhr von Elke Panke

Liebe Mutti!

Einmal verweilten Daniela, Hannah, Jonas und ich vor deinem Grab, und als wir uns von dir verabschiedeten und nach Hause gehen wollten, schaute mich Jonas sehr merkwürdig an. Er sagte, ich könne nicht mitgehen, ich müsse auf dem Friedhof bei Oma Lore bleiben. Jonas hat uns beide ja immer gemeinsam erlebt, so dass er automatisch an dich denkt, wenn er mich sieht. Ich erzählte ihm, dass du jetzt im Himmel eine Wohnung hast und mit einem kleinen roten Flugzeug durch die Wolken saust, und dass du uns von oben herab sehen kannst und auf uns aufpasst und uns zuwinkst ...

Kürzlich telefonierte ich mit ihm, und da fragte er mich plötzlich, ob die Oma Lora auch da sei. Ich erzählte ihm, dass du mit deinem kleinen roten Flugzeug gerade durch den Himmel fliegst und dass es dir gut geht und dass du ihn ganz lieb grüßt ...

Liebe Mutti! Jonas, obwohl erst 3 Jahre alt, hat noch viele liebe Erinnerungen an dich, er hat dich ja auch in den 2 Monaten im Hospiz beinahe täglich besucht. Ich glaube, die Erinnerung an deine Liebe wird ewig in seinem Herzen weiterleben.

Mach's gut, lebe wohl, Auf Wiedersehen!

Deine Elke

Kondolenz

Lebenshunger ...

30.07.2015 um 12:38 Uhr von Elke Panke

Vor einiger Zeit erhielt ich von meinem inzwischen verstorbenen Onkel Helmut (dem Bruder meiner Mutter) einen weißen Umschlag, auf dem in beinahe gemalten Buchstaben „Erinnerungen Feldpost' stand. Die Briefe, in Sütterlin geschrieben, stammen aus den Jahren 1943 bis 1944. Es sind Briefe meines Großvaters mütterlicherseits aus Russland, adressiert an seine Frau, die mit ihren drei Kindern in der Heimat zurückgeblieben war, um für das eigene Überleben und das ihrer Kinder zu kämpfen.

Mit leichtem Erstaunen las meine Mutter Annelore mir diese Briefe vor: „Ich wusste gar nicht, dass mein Vater den Wolfgang „Wölfchen' oder „Wolf' nannte!' Wolfgang war der Jüngste, zwei Jahre alt, als sein Vater nach Russland musste: „Die haben den Opa absichtlich nach Russland geschickt', erklärte meine Mutter, „der Opa hatte Leuten in Polen geholfen!'

In einem Brief äußerte er darüber hinaus die Hoffnung, seine Tochter würde wohl schon alles mit Freude kochen können. Als meine Mutter diese Zeilen las, reagierte sie ziemlich pikiert: „Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal zwölf Jahre alt!'

In jedem Brief schrieb mein Großvater, dass er gesund und wohlauf sei. Ein einziges Mal machte er sich große Sorgen darüber, dass „die Flieger jetzt aus dem Westen nahen'. Wie sehr sehnte er sich nach Post aus der Heimat, die ihn wohl nicht regelmäßig erreichte.

Eines Tages erhielt mein Großvater jedoch drei Briefe auf einmal, und er vermochte sein Glücksgefühl kaum in Worte zu fassen. Er ermutigte seine Frau, sich nichts gefallen und sich nicht von irgendwelchen Leuten wegschicken zu lassen. Ja, und seinen Ältesten wollte er unbedingt bei der Bahn untergebracht wissen. Schließlich war er selbst Eisenbahner - wie sein Vater, sein Großvater und ein Onkel.

Einmal erwähnte er wie zum Trost, und zwar ohne jede Erklärung, dass es hier bei ihm bestimmt viel schlimmer sei als zu Hause. Und jeder Brief endete mit einem vertrauensseligen „Auf Wiedersehen!'

Wenige Monate nach seinem letzten Brief bekam er einen Granatsplitter ab, und zwar in den Oberschenkel. Zum Ausheilen seiner Verwundung wurde er nun in die Heimat zurückgeschickt. Jetzt war er also eine Zeit lang zu Hause, musste dann aber doch noch mit seinem fünfzehnjährigen Sohn Helmut zum Volkssturm. Doch da spielte mein Großvater nicht mit: Er schnappte sich seinen Sohn und dessen Freund Gerd - einen Nachbarsjungen - und machte sich mit ihnen auf und davon.

Einige Zeit später wurde meine Mutter als Dreizehnjährige „von einem Granatsplitter der eigenen Leute' (der Deutschen) in den Bauch getroffen; sie überlebte wie durch ein Wunder. Mein Großvater wusste nichts von dem Bauchschuss seiner Tochter, er war ja mit den beiden Jungs auf der Flucht, und er sollte erst nach Kriegsende zurückkehren.

Irgendwann an einem klaren, sonnigen Tag kam die Nachbarin meiner Großmutter herbeigelaufen: „Ihr Mann, Ihr Mann kommt - und die Jungs!' Man hatte die drei unversehrt mit einer alten Handkarre über die Rheinbrücke kommen sehen.

Zu dieser Zeit befand sich meine Mutter allerdings wegen der Bauchschussverletzung noch immer im Krankenhaus, insgesamt ein halbes Jahr lang. Und als ihr Vater sie besuchte, stellte sie fest, dass ihr der Vater fremd geworden war. Die nachfolgende Zeit ermöglichte jedoch wieder die gewohnte Vertrautheit.

Als meine Mutter den letzten Brief ihres Vaters zusammenfaltete, lächelte sie verschmitzt: „Der Opa und die Oma waren immer etwas leichtsinnig, aber das steckte drin in uns, in uns allen - der Lebenshunger, also der Hunger nach Leben!' …

JA! Liebe Mutti, du hast niemals aufgegeben. Du hast gekämpft - nicht verbissen. Aber mit Gottvertrauen, Humor und Selbstdisziplin ist es dir gelungen, noch viele Jahre lang (seit 2008) deine schweren Erkrankungen zu überleben.

In Liebe und Dankbarkeit

Deine Tochter Elke